Schirmherrin

Elena von Metzler

Liebe Nachfolgerinnen, liebe Nachfolger,

eine eigene Haltung entwickeln und damit Farbe bekennen – das ist keine leichte Aufgabe in unserer modernen Welt, die scheinbar endlos viele Möglichkeiten für uns bereithält. Aber nur, wer einen klaren Standpunkt vertritt, kann sich durchsetzen, wird ernst genommen und kann schließlich erfolgreich sein. Genau so geht es auch uns Nachfolgern, übernehmen wir doch eine Lebensaufgabe, die viele Möglichkeiten bietet, jedoch auch große Verantwortung mit sich bringt.

Der Weg zum eigenen Standpunkt führt dabei unweigerlich über eine Selbstreflexion, bei der sich jeder von uns gewisse Fragen stellen muss: Warum möchte ich mich für das Familienunternehmen einsetzen? Was ist meine Motivation? Und schließlich: Wer will ich sein?

Hilfreich fand ich, dass ich erste Erfahrungen in einem fremden Unternehmen sammeln konnte, dort meine Stärken und Schwächen kennenlernen durfte und ein branchenfremdes Netzwerk aufbauen konnte. Als ich dann aber dem Familienunternehmen beitrat, verspürte ich sofort das Gefühl, zu Hause angekommen zu sein. Das ist doch etwas ganz Besonderes, denn vom Familienunternehmen bekommt man von klein auf viel mit, es ist Teil des Lebens. So bin ich automatisch mit dem Herzen dabei und möchte mich für das Unternehmen einsetzen. Die Familie kann bei der Entwicklung eines eigenen Standpunkts eine große Hilfe sein. Damit allerdings keine Rivalitäten unter Familienmitgliedern entstehen, müssen alle offen miteinander umgehen und vor allem reden. Auch nachfragen, wenn es Unklarheiten oder Meinungsverschiedenheiten gibt, denn sonst staut sich Ärger schnell auf.

Ähnliches gilt auch für die Beziehungen zu den Kollegen: Das Verhältnis kann nur entspannt sein, wenn man offen miteinander umgeht, hinterfragt und immer wieder den konstruktiven Dialog sucht.

Einer meiner Vorfahren sagte einmal: „Wir sind dankbar. Zufrieden zu sein, erlauben wir uns nicht.“ In diesem Satz steckt für mich etwas sehr Wichtiges: Die Nachfolgerschaft ist ein Geschenk, aber darüber darf man die Verantwortung nicht vergessen. Und um dieser Verantwortung ein Stückweit gerecht zu werden, muss man seine eigene Situation immer wieder aufs Neue beleuchten. „Farbe bekennen“ heißt deshalb für mich, zwar einen eigenen Standpunkt zu vertreten, sich aber im beherzten Dialog trotzdem anzupassen und flexibel zu bleiben. Das ist die Grundvoraussetzung, um sich weiterentwickeln zu können.

 

Elena von Metzler